Auf Wiedersehen, Mama! Auf Wiedersehen, Papa! - Die Geschichte der Kindertransporte

    Am 10. Dezember 1938 setzt sich am Westbahnhof der erste Wiener Kindertransport in Bewegung. Jeder zurückgelegte Kilometer Richtung Großbritannien bedeutet für die jüdischen Kinder in den Waggons ein Stück mehr Sicherheit, ja Lebensrettung. Gleichzeitig ist es ein Kilometer weiter weg von den Eltern. „Das letzte Mal sah ich meine Eltern am Westbahnhof am 16. Dezember 1938!“ Fred Grubers Eltern wurden im Holocaust ermordet, wie die der meisten Kindertransport-Kinder. Robert Gokls Menschen&Mächte Dokumentation "Auf Wiedersehen, Mama! Auf Wiedersehen, Papa!" erzählt die Geschichte ihrer traumatischen Flucht, schildert die Probleme der Integration in der Fremde und die posttraumatischen Folgen bis heute.

    Das Novemberpogrom 1938 macht deutlich, was der jüdischen Bevölkerung Nazi-Deutschlands bevorsteht. Robert Shaw: „Ich kann mich an die Kristall-Nacht erinnern. Eine brennende Synagoge mit SA und SS-Männern!“ Dennoch wollen die meisten Staaten keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Großbritannien ist zumindest bereit, Kindern die Ein­wanderung zu erlauben – solange sie der britischen Regierung keine Kosten verursachen. Aber wie sollen Kinder ohne Eltern nach Großbritannien fliehen? Eine Niederländerin findet eine Lösung und wird zur Retterin Tausender jüdischer Kinder.

    Zwischen dem 10. Dezember 1938 und dem Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 rollen insgesamt 22 Züge gegen Westen, Richtung England. Knapp 3000 Mädchen und Burschen können bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges Österreich verlassen und vor Verfolgung und Deportation gerettet werden, ebenso Kinder aus Deutschland, der Tschechoslowakei und Polen. In Summe entkamen so rund 10.000 Kinder und Jugendliche dem sicheren Tod.

    Die psychologischen und mentalen Folgen der Kindertransporte waren immens. Denn was die Eltern als Lebensrettung verstanden, deuteten die Kinder oft als abrupten und absoluten Verlust familiärer Geborgenheit. Etwa sechs von zehn Kindern sahen ihre leiblichen Eltern nie wieder. Für überlebende Eltern wurde das Wiedersehen oft zum Fiasko. Die Kinder hatten sich nach vielen Jahren in einer liebevollen Pflegefamilie an diese gewöhnt und leibliche Eltern genauso wie Muttersprache vergessen. Kehrten sie dennoch nach Österreich zurück, kam das meist einem Neuanfang in einer völlig fremd gewordenen Welt gleich. Eine lediglich körperliche, nicht jedoch auch emotionale und mentale „Heimkehr“.

    Ein Film von Robert Gokl.

    Credits

    Dokumentation
    45 Min.

    Drehbuch und Regie: Robert Gokl
    Produzenten: Jakob Pochlatko, Dieter Pochlatko
    Kamera: Hannes Drapal, Martin Gerhartl
    Ton: Rene Schuh, Miriam Kandel
    Musik: Kurt Adametz
    Schnitt: Oliver Wendlinger
    Sprecher: Matthias Euba
    Produktion EPO-Film: Dieter Pochlatko, Jakob Pochlatko
    Produktion ORF: Gabriele Wistawel, Richard Mahr
    Redaktion ORF: Andreas Novak
    u.a.

    Produktionsjahr: 2019
    Erstaustrahlung: 05. November 2019

    eine Koproduktion von EPO-Film, ORF, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung

    gefördert von Das Land Steiermark, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus

    Fotos/Downloads